Performance mit Julia Hainz, 2024

»(Maybe) you cringed me,…« ist eine Performance, die von den beiden Künstler*innen Julia Hainz und Carmen Westermeier, speziell für den Württembergischen Kunstverein im Rahmen der Ausstellung »You Are Another Me – Eine Kathedrale des Körpers« konzipiert wurde und sich dem affektiven Gefühl der Scham zuwendet. 

THE SYMBIOTIC APPROACH ist der Titel eines langfristigen performativen Forschungsprojekts der beiden Künstler*innen, bei welchem die Entwicklung einer flexiblen Methode zur Wissensgenerierung entgegen bestehender patriarchaler Ausformungen im Mittelpunkt steht. 

Da, in einer auf Normierung ausgerichteten Gesellschaft, Körper nur in ihrer physiognomischen und funktionellen Differenz gelesen werden können, versuchen Julia Hainz und Carmen Westermeier Formen von Gegennarrationen zu erzählen, indem sie auf eine »symbiotische« Relation zueinander setzen. In der Biologie bezeichnet der Begriff Symbiose in erster Linie das Zusammenleben von zwei artfremden Parter*innen, das für beide von Vorteil ist. Durch die Aneignung von technologischen Gerätschaften erzeugen die Künstlerinnen in rituellen körperlichen Übungen einen performativen Modus, in dem sie sich zu einer sich gegenseitig supplementierenden Verkörperung verbinden. Nur in der Symbiose gelingt es ihnen die Wirkweise von Differenzkategorien wie Gesundheit oder Geschlecht, als prozesshaft zu vermitteln, ohne sie an ihren individuellen Körpern wieder einzuschreiben. 

 

Im digitalen Raum bezeichnet der Begriff »cringe« eine Reaktion auf das Bewusstsein darüber, dass gegen soziale Normen und Werte verstoßen wurde. In einem dreistufigen Verfahren beziehen die Künstler*innen »cringe« als ,digitalen Marker` auf den analogen Raum im Württembergischen Kunstverein. In »(Maybe) you cringed me,…« kontrastieren sie ihre gelebte körperliche Erfahrung in einer Live-Performance mit Mechanismen aktueller Technologie. Live projizierte Bildgebungsverfahren ermöglichen eine prozesshafte Auseinandersetzung zwischen einer digitalen Erweiterung der performenden Körper und möglicher Erfahrungen aller anwesender Individuen in Bezug auf Scham als normierendes, soziales Phänomen. Nach der Performance gibt es die Möglichkeit, in einen gegenseitigen Austausch miteinander und mit den Künstler*innen zu kommen.